- Überblick und gemeinsame Reflexion von Aufgaben, Rollenverständnissen und strategischen Optionen von Museen vor dem Hintergrund des aktuellen gesellschaftlichen Wandels
- Bewusstwerdung über die Bedeutung von Positionen und Funktionen von Museen in der Gesellschaft
- Erkenntnisse über die gesellschaftliche Legitimation von Museen angesichts steigender Konkurrenz im Freizeit- und Bildungsbereich
- Bedeutung der strategischen Elemente schätzen lernen
- Planung als Erfolgsbaustein
- Planung und Zielerreichung im Personalbereich (Haupt- und Ehrenamt)
- Struktur und Inhalt eines Sammlungskonzeptes kennenlernen
- Vorgehen beim Erstellen eines Sammlungskonzeptes kennenlernen
Inhalte
Tag 1
Block 1 – Der Blick der Museen auf die Gesellschaft
Prof. Dr. Patricia Rahemipour
Im ersten Block geht es um die Frage, wie Museen ihr Verhältnis zur Gesellschaft gestalten und welche strategischen Aufträge, Handlungsoptionen und Perspektiven sie daraus ableiten. Museen entwickelten ihr bildungsbürgerliches Profil aus ihren klassischen Aufgaben des Sammelns, des Bewahrens, Forschens, Präsentierens und Bildens. Mittlerweile vollzieht sich jedoch ein Paradigmenwechsel, der alle Funktionen des Museums erfasst hat. Es geht dabei nicht nur um die zunehmende Nutzer*innenorientierung in der Museumsarbeit, sondern auch um die Frage nach gesellschaftlicher Relevanz und Teilhabe. Damit verknüpft ist eine Reflexion des Rollenverständnisses von Museumsmitarbeitenden und von institutionellen Strukturen, in denen Museumsarbeit stattfindet. Und es stellt sich die Frage nach geeigneten strategischen Instrumenten, um den gesellschaftlichen Wirkungsgrad von Museen zu reflektieren und zu intensivieren. Mit knapp 7.000 Häusern bietet Deutschland eine der reichhaltigsten und vielfältigsten Museumslandschaften in Europa. Eine Strategiedebatte zur Profilbildung von Museen und ihren Zukunftsperspektiven wird hier auf unterschiedlichen Ebenen und mit unterschiedlicher Intensität geführt und soll an diesem Tag auch im Plenum aufgegriffen und weitergeführt werden.
Tag 1
Block 2 – Der Blick der Gesellschaft auf die Museen
Prof. Dr. Volker Kirchberg
Im zweiten Block widmen wir uns dem Wandel der gesellschaftlichen Rollen von Museen in und für eine sich verändernde Gesellschaft. Welche gesellschaftlichen Funktionen rechtfertigen die Existenz eines Museums? Oder, in den Worten des Museumsphilosophen Stephen E. Weil, was muss gemacht werden für ein „Making Museums Matter“? Generell müssen Museen ihre Tätigkeiten gesellschaftlich deutlich stärker legitimieren als früher, was auch auf ein neues, wichtigeres Rollenverständnis des Museums in der Zivilgesellschaft zurückzuführen ist. Die Diskussion um die Systemrelevanz in der aktuellen Polykrise zeigt dies, zum Beispiel bezüglich der postkolonialen Erinnerungs- und Geschichtskulturen. Dabei hat sich in den letzten dreißig Jahren das ökonomische Narrativ als maßgeblich zur Bewertung von Museen durchgesetzt: In der neoliberalen Spätmoderne muss sich das Museum als erfolgreicher Anbieter auf dem Markt der Erlebnisgesellschaft, d.h. als einzigartige "Singularität" positionieren, und gleichzeitig ökonomisch effizient und vorhersagbar im Rahmen einer „McDonaldisierung der Kultur“ agieren. Das Museum muss sich immer mehr über die Erfüllung museumsexterner Funktionen legitimieren, zum Beispiel auch als Instrument der Stadtpolitik und des Stadtmarketings. Obwohl wir in diesem Teilmodul nicht auf alle diese gesellschaftlichen Argumente eingehen können, soll doch zum Ende dieses Blocks das Museum nicht als passiver Gegenstand der Gesellschaft, sondern als handlungsmächtiger Akteur eines gesellschaftlichen Wandels dargestellt werden.
Tag 2
Strategisches Management
Prof. Dr. Rolf Wiese
„Strategisches Management“ hat bisher in vielen Museen eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Überlegungen zur langfristigen Ausrichtung von Museen, die Erarbeitung eines Leitbildes und einer Vision sind für viele Museen noch nicht alltäglicher Teil der Managementarbeit. Dementsprechend wird dem Bereich der Zielfindung oft viel zu wenig Beachtung geschenkt. Entsprechend den musealen Kernaufgaben „Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln“ gilt es für viele Museen die inneren Aufgaben (Zielkontrolle) und die Vermittlung zu definieren (Zielgruppen). Dabei sind Zielsysteme zu erarbeiten, die zeitliche und inhaltliche Hierarchien bis hin zur Jahresplanung einzelner Mitarbeitenden beinhalten. Auch der Aspekt von Zielerreichungsprämien ist hierbei zu berücksichtigen. Vermittelt werden soll in diesem Modul auch der enge Zusammenhang zwischen Zielinhalten und dem Instrument der Planung, das für die Realisierung gesetzter Ziele grundlegende Voraussetzung ist. Museen konkurrieren nicht unbedingt nur um Besucher*innen.
Jedes Museum, jede Museumsart hat ihr ganz spezielles Publikum, das sich nach den Erkenntnissen der Lebensstil-Forschung in Zielgruppen einteilen lässt. Im Anwachsen der Zahl von Museen wird nicht unbedingt ein Nachteil, sondern unter bestimmten Voraussetzungen sogar eine Chance zur Differenzierung und Profilierung von Museen und Museumsangeboten gesehen. Museen konkurrieren aber insbesondere um die Fördermittel zur Erfüllung ihrer Aufgaben. Hier kommt der Einführung von Qualitätskriterien als Grundlage für öffentliche Förderung besondere Bedeutung zu.
Neben der Einwerbung von Fördermitteln wird die Unterstützung durch Freund*innenkreise für Museen immer wichtiger. Am Beispiel des Fördervereins des Freilichtmuseums am Kiekeberg, dessen Arbeit mit dem Kulturmarken-Award ausgezeichnet wurde, sollen die hiermit verbundenen Möglichkeiten aufgezeigt werden.
Schwerpunkte
- Planung als Motivationsbaustein
- Museumsbetriebliche Planungsprozesse
- Personaleinsatzplanung durch Zielvereinbarungen
Tag 3
Die Sammlung als Managementinstrument/
Digitales Sammlungsmanagement
Jörn Brunotte, Frank von Hagel, Chiara Marchini, Lisa Quade, Dr. Jana Wittenzellner (angefragt)
Die Sammlung bildet den Kern des Museums. Unter dem Trend einer ständig wachsenden Zahl von Wechselausstellungen ist die Sammlung und das darin ruhende Potential zunehmend aus dem Fokus unserer Aufmerksamkeit geraten. Dabei ist sie Ausgangspunkt für die Identität und die Profilbildung eines Museums. Aus ihr heraus gilt es, das strategische Management zu entwickeln.
Ins Seminar steigen wir ein mit einem Blick auf die aktuelle Situation in den Museen. In einer Analyse thematisieren wir unter anderen die Fragen:
- Das Sammeln als Grundlage des Museumsmanagements?
- Wie erstellt man ein Sammlungskonzept?
- Wie sieht die Struktur eines Sammlungskonzeptes aus?
- Was sollte überhaupt gesammelt werden?
- Oder sollte „entsammelt“ werden?
- Wie sollte man vorgehen?
Im Rahmen des digitalen Sammlungsmanagements wird die Erschließung der Sammlung thematisiert:
- Welche Methoden der Dokumentation von Sammlungsbeständen gibt es (Standard und Normdaten)?
- Wie können die Objektinformationen nachhaltig verwendet werden, sowohl in den Museen als auch online?
- Welche Möglichkeiten bieten Datenmanagement und Vernetzung?
Der Weg in das Kulturportal „Deutsche Digitale Bibliothek“ bildet einen weiteren Schwerpunkt.
Das Expert*innengespräch vor Ort bietet einen aktuellen Einblick in die Praxis des Sammlungsmanagements des Museums Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin sowie die Gelegenheit zu Nachfrage und Diskussion.
Methoden
Theoretischer Input mit Präsentation, Gruppenarbeiten (u.a. mit „Gedankenexperimenten“), offene Diskussionen, Exkursion und Expert*innengespräch
Hinweis
Die Teilnehmenden können gerne Elemente der Planung aus den eigenen Häusern mitbringen.
Mo, 23.06.2025, ab 18.00 Uhr
Social Event
Buffet im Beduinenzelt im Ethnologischen Museum Berlin-Dahlem
Mi, 24.06.2025 ,15.00 - 17.00 Uhr
Exkursion und Expert*innengespräch
Besuch des Museums Europäischer Kulturen
Gespräch mit Dr. Jana Wittenzellner, stellv. Direktorin (angefragt)