Reisen im Mittelalter
25-P.GAKGS08
Das Reisen im Mittelalter war anstrengend, kostenintensiv und gefährlich. Viele Gründe gab es, um sich auf den Weg zu machen. Die Reise par excellence stellte diejenige nach Jerusalem in die Grabeskirche dar. Wollte (oder konnte) man nicht derartige Distanzen zurücklegen, bot Europa ein ganzes Bündel weiterer Pilgerorte – von Rom über Santiago bis hin zu Köln. Reisen waren freilich nicht nur spirituell, sondern auch wirtschaftlich motiviert. Die besten Geschäfte machte man im Ausland. Niemand wusste dies besser als die aus Venedig stammende Familie der Polo. Marco Polo verdanken wir einen der schillerndsten Reiseberichte des gesamten Mittelalters. Neue Entdeckungen, die Bekanntschaft mit fremden Völkern, Sitten und Gebräuchen machte man freilich eher en passant. Reine »Erholungsreisen« kamen im (späten) Mittelalter praktisch nicht vor.
Im Seminar soll anhand ausgewählter Texte nicht nur auf die vielgestaltigen Gründe und Antriebskräfte für das Reisen, sondern auch auf die praktische (und finanzielle) Seite eingegangen werden. Wer konnte sich wann und wie lange absentieren? Welche Gefahren drohten? Gab es Vorstufen einer »touristischen Infrastruktur«, auf die bei Reisen zurückgegriffen werden konnte?
Lit.: Norbert Ohler: Reisen im Mittelalter, München 2004.