Zielgruppe
Interessierte Mitarbeiter*innen aus Archiven und verwandten Einrichtungen
Inhalt
Tag 1: Oral-History: Interviews führen, digital aufbereiten und online bereitstellen
Verena Lucia Nägel, Dr. Doris Tausendfreund
Mit dem wachsenden zeitlichen Abstand zum Nationalsozialismus sind immer weniger Zeug*innen in der Lage ihre persönlichen Erinnerungen direkt weiterzugeben. Damit kommt audiovisuell aufgezeichneten Oral History Interviews eine wachsende Bedeutung in der Bildung, Forschung und Erinnerungskultur zu. Auch zu anderen Themen, wie z.B. der DDR-Geschichte werden vermehrt biografische Interviews geführt. Entsprechend sind Interviews und ihre digitale Aufbereitung und Bereitstellung zu einem relevanten Thema für Archivar*innen geworden.
In dem Modul wird am Beispiel von ausgewählten, an der Freien Universität verfügbaren Interview-Sammlungen der Prozess einer digitalen Oral History vermittelt: Von der Interviewführung, über das Sammlungsmanagement, die (KI-unterstützte) Transkription, die wissenschaftliche Erschließung bis zur digitalen Bereitstellung und didaktischen Aufbereitung von Oral History Interviews.
Schwerpunkte
Ö.2.1 Was ist Oral History?
Ö.2.2 Methoden der Interviewführung
Ö.2.3 ethische und juristische Gesichtspunkte: Open Data vs. Persönlichkeitsschutz
Ö.2.4 Prinzipien der Erschließung und Bereitstellung: die KI-gestützte automatische Transkription und die Plattform „Oral-History.Digital“
Ö.2.5 Beispiele für die wissenschaftliche, pädagogische und erinnerungskulturelle Nutzung von Oral History Interviews
Tag 2: Workshop im Jüdischen Museum
Prof. Dr. phil. Susanne Freund, Aubrey Pomerance
Schwerpunkt des Projekttags im Archiv wird die quellenkritische Analyse von Dokumenten sein. Das Archiv bewahrt einzigartige Familiensammlungen, die nicht nur in den Ausstellungen zu sehen sind, sondern auch für Forschung und Bildungsarbeit genutzt werden. Urkunden, Briefe, Tagebücher und Fotografien aus Alltag und Beruf geben ungekannte Einblicke in das Leben und Schicksal deutscher Jüdinnen und Juden. In den letzten Jahrzehnten haben Zeitzeug*innen zahlreiche Objekte gestiftet, die im Mittelpunkt des Archivworkshops stehen. Zu Beginn werden anhand von Originaldokumenten verschiedene Themen zur Biografie von einzelnen Stiftern / Stifterinnen erarbeiten. Mitarbeiter* innen des Archivs begleiten die Quellenarbeit und zeigen den professionellen Umgang mit Archivalien. In diesem Rahmen können eigene Erfahrungen gemacht werden, die sich auf potentielle eigene Projekte projizieren lassen. Im zweiten Teil des Workshops soll das „Ende der Zeitzeugenschaft“ und der Umgang damit angesprochen werden. Denn das persönliche Gespräch mit den Menschen, die die Geschichte(n) selbst erlebt haben und von ihren Erfahrungen berichten, war und ist ein wertvolles Element der Bildungsarbeit. Fragen an die zweite oder dritte Generation und audiovisuelles Material von archivierten Interviews sollen den quellenkritischen Blick erweitern und neue Perspektiven aufzeigen.