Max Klinger (1857 – 1920), von seinen Mitmenschen als »deutscher Michelangelo« gefeiert, war ein außergewöhnlicher Künstler zwischen den Welten von Malerei, Skulptur und Druckgrafik. Mit seiner meisterhaften Technik und einer symbolisch aufgeladenen Bildsprache schuf er Werke, die weit über seine Zeit hinaus wirkten und Künstler*innen wie Käthe Kollwitz, Max Beckmann und Max Ernst nachhaltig prägten. Bereits in den 1880er Jahren arbeitete er in einem eigenen Atelier in Montparnasse, wo unter dem Einfluss des französischen Impressionismus erste bedeutende Werke entstanden. Klingers grafische Zyklen, in denen sich Traum, Mythos und gesellschaftliche Fragen durchdringen, wurden oft mit Albrecht Dürers Innovationskraft verglichen. Als Gestalter der monumentalen Beethoven-Skulptur, die 1902 bei der Wiener Secession für Aufsehen sorgte, bewegte er sich selbstbewusst im Spannungsfeld zwischen Tradition und Aufbruch.
Heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist, dass er von dem dänischen Schriftsteller Georg Brandes bereits 1882 als der »Modernste unter den Modernen« gewürdigt wurde. Klingers Werke seien von einem Einfallsreichtum, »unähnlich Allem«, wie es zuvor noch nicht gesehen worden sei.